Was Yoga ist

Die erste Priorität im Leben ist eine gute Gesundheit. Gesundheit ist der entscheidende Faktor hinsichtlich materieller als auch spiritueller Zufriedenheit. Yoga ist ein ganzheitliches System, welches für Körper und Geist einen guten Gesundheitszustand schafft und ebenso spirituelle Einheit oder Zufriedenheit mit dem eigenen Selbst bereitet.

Die Ursprünge des Yoga sind in den Veden, den 6000 Jahre alten Schriften Indiens, zu finden. Yoga leitet sich ab aus der Wurzel yuj, „vereinigen“/-„verbinden“. Sich selbst mit der universellen Seele zu verschmelzen, ist Yoga. Ein unreifes Individuum trägt noch Ego, Eifersucht, Ärger etc. mit sich. Durch Überwindung dieser negativen Eigenschaften wird die individuelle Seele (Mikrokosmos) gereinigt und kann sich mit der universellen Seele (Makrokosmos) vereinen, so wie die Flüsse im Ozean münden.

Yoga kann auch als die Unerschütterlichkeit des Geistes oder als Vollendung im Leben bezeichnet werden.
Die Wahl und das Üben verschiedener Yogarichtungen hängen vom Temperament und der Kapazität des Einzelnen ab. Alle Zweige der Yogapraxis führen das Individuum zu ein und demselben Ziel, genauso wie viele Wege den Berg hinaufführen, die Erfahrung an der Spitze aber ist die gleiche.
Die vier Hauptrichtungen des Yoga sind Jnana Yoga, Raja Yoga, Bhakti Yoga und Karma Yoga.

Raja Yoga

Beherrschung des Geistes

Dies ist der Königsweg des Kontrollierens der Gedankenwellen, der zu Selbstverwirklichung oder Samadhi führt. Gemäß dem großen Weisen Patanjali Maharshi (Raja Yoga Sutras, 200 v. Chr.) führt das Regulieren der Gedankenwellen zur Festigkeit des Geistes (Samadhi), welche die letzte Stufe spiritueller Übung darstellt. Raja Yoga wird auch Ashtanga Yoga genannt wegen seiner sogenannten acht Glieder. Diese sind Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi.

YAMA– EINSCHRÄNKUNGEN

Fünf moralische und ethische Werte, die vom Einzelnen befolgt werden müssen. Sie haben auch soziale Auswirkungen. Sie sind den Zehn Geboten ähnlich.

Die fünf Yamas sind:

  • Ahimsa – Nichtverletzen eines jeden Lebewesens
  • Satya – Wahrhaftigkeit in Gedanke, Wort und Tat
  • Asteya – Nicht stehlen und nicht begehren
  • Aparigrha – Bescheidenes Leben oder Verminderung der persönlichen Bedürfnisse
  • Brahmacharya – Sublimierung der Sexualenergie

NIYAMA– EINHALTUNGEN

Dies ist die Kultivierung von Tugenden wie:

  • Soucha – Sauberkeit des Körpers und der Umwelt
  • Santosha – Zufriedenheit
  • Tapas – Selbstdisziplin
  • Swadhyaya – Studium der Schriften
  • Iswarapranidhana – Hingabe zu Gott.

Asanas– Körperhaltungen

Ein gesunder und starker physischer Körper ist für das Alltagsleben und die spirituelle Übung unentbehrlich. Es gibt viele Asanas, die für die Stärkung der verschiedenen Systeme des Körpers sehr wichtig sind. Zu diesen zählen das Nervensystem, das Herzkreislaufsystem, die Atemwege, das Skelettsystem, das muskuläre System, das Verdauungssystem und das endokrine System. Gemäß den Yogatexten gibt es 8,4 Millionen Asanas entsprechend der Anzahl verschiedener Lebensformen auf dem Planeten.

Pranayama– Atemübungen

Die Vitalenergie (Prana) verbindet den physischen Körper mit der Seele. Die Kontrolle dieser Vitalenergie hilft physische und mentale Schwächen zu beseitigen und bringt dem Geist Frieden.

Prathyahara– Das Zurückziehen der Sinne

Das Zurückziehen des Geistes von den Objekten der Sinneserfahrung, das sich beruhigend auf den Geist auswirkt.

Dharana– Konzentration

Dharana ist das Fixieren des Geistes auf ein einzelnes, inneres oder äußeres Objekt. Die Übung von Dahrana entwickelt die Fokussierung des Geistes auf einen Gegenstand hin und bereitet auf die Meditation vor.

Dhyana– Meditation

Der ununterbrochene Fluss der Gedanken zu einem einzelnen Objekt ist Dhyana. Es ist fast unmöglich dieses ohne eine gute Vorbereitung in den anderen Gliedern des Raja Yoga zu erreichen. Der Zustand des Dhyana muss von selbst eintreten. Lange und hingebungsvolle Praxis von Asanas, Pranayama und Dharana machen es möglich, Dhyana zu erreichen.

Samadhi– Überbewusster Zustand

Eine Erfahrung, die nicht in Worte gefasst werden kann: Man erfährt sich als das Unendliche.

Jnana Yoga

Intellektuelle Herangehensweise

Das Anhören der heiligen Schriften, Kontemplation über die wahre und tiefe Bedeutung dieser Schriften und Meditation über genau jene Essenz (Brahman) der Schriften sind die drei klassischen Disziplinen des Jnana Yoga. Zusätzlich kann man durch die Kultivierung von Viveka (die Erkenntnis des Unterschieds zwischen Vergänglichem und Unvergänglichen) und Vairagya (Nicht-Anhaften) reines Bewusstsein (Brahman) im Geiste etablieren.

Bhakti Yoga

Der Weg der Liebe und Hingabe

Die Übung von reiner Bhakti (Hingabe) lässt das individuelle Ego zerrinnen und bringt die Erkenntnis Gottes mit sich. Bhakti Yoga eignet sich für jedes Temperament, besonders gut ist es aber für Personen mit einem emotionalen Charakter geeignet.

Karma Yoga

Der Weg selbstloser Handlung/Arbeit

Im Karma Yoga widmet man sich dem Universum.
Alle Handlungen werden mit dem ganzen Herzen ausgeführt, ohne Erwartungshaltung gegenüber den Resultaten der jeweiligen Handlungen.

Hatha Yoga

Das Yoga der Geschicklichkeit und der Perfektion

Hatha Yoga ist als der praktische Aspekt des Raja Yoga definiert worden. Fünf Methoden werden im Hatha Yoga benutzt, um Vollendung von Körper und Geist zu erreichen:
Übung von Asanas = Körperhaltungen
Pranayama = Atemübungen
Kriyas = Reinigungstechniken
Bandhas = Energieverschlüsse
Mudras = spezielle Haltungen oder Gesten.